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Solarboot "PlanetSolar" durchquert Piratengebiet im Golf von Aden

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    Solarboot PlanetSolar durchquert piratenverseuchten Golf von Aden

    Die schwierige Durchquerung des Golf von Aden und des Arabischen Meers

    Vor genau einem Monat, am 3. Februar haben wir unseren letzten Blog publiziert. Das war bevor wir uns auf die Reise durch den Golf von Aden gemacht haben, um den afrikanischen Kontinent und das Rote Meer zu erreichen. Wir wussten seit dem Jahr 2006, dass die Durchquerung des Golf von Aden nötig sein würde, um unser Ziel der Weltumrundung zu erreichen. Wir hatten damals gehofft, dass sich die schwierige Situation mit den Piratenangriffen beruhigen würde. Leider wurde diese Region im Gegenteil noch gefährlicher.

    Um unsere Sicherheit zu gewährleisten, hatten wir Christophe Keckeis, den ehemaligen Chef der Schweizer Armee um Hilfe gebeten. Unter seiner Führung wurde zusammen mit Gérard d’Aboville, den Kapitänen der PlanetSolar und mir ein Sicherheitskonzept erarbeitet, das es uns erlaubt hat, diese schwierige Zone mit einem optimalen Sicherheitsdispositiv zu durchqueren.

    Dazu gehörte das Engagement einer privaten Sicherheitsfirma, welche ehemalige Elite-Soldaten der Französischen Armee beschäftigt. Sechs durchtrainierte und für eine derartige Mission bestens vorbereitete und ausgebildete Männer sind in Abu Dhabi zur Crew der PlanetSolar gestossen.


    Als erste Massnahme galt es, den Zugang auf die MS Tûranor PlanetSolar praktisch zu verunmöglichen. Wir liessen dazu an den sensiblen Stellen Stacheldraht installieren, unter anderem auf den Streben und der Marina im hinteren Teil des Schiffes. Die MS Tûranor verwandelte sich so in einen richtigen Bunker… Nach einem letzten Wiedersehen mit dem Team der Schweizer Botschaft und Botschafter Wolfgang Brülhart verliessen wir sehr diskret Abu Dhabi mit Kurs auf Djibouti: eine sehr lange Navigation von 3’300 Kilometern Länge (1’800 Seemeilen) ohne jeglichen Halt stand uns bevor.

    An Bord waren wir zu dieser Zeit zu elft: vier Crew-Mitglieder, Patrick, Jens, Christian und ich, sechs Sicherheitsmänner und Oliver, unser Kameramann. Oliver verliess uns am Meeting-Point, nach Passierung der Strasse von Hormus. Am Meeting-Point erwartete uns ein anderes Schiff, das unser Sicherheitsteam mit Waffen und Munition versorgte.

    Wir begannen unsere Navigation sehr vorsichtig, immer bestrebt, das Maximum an Energie in unseren Batterien zu behalten. Damit hätten wir die Geschwindigkeit jederzeit stark erhöhen und Ablenkungsmanöver fahren können. Wir waren jeweils zu zweit auf der Brücke und hielten sehr konzentriert Ausschau, ob etwas am Horizont zu sehen war. Die Konzentration war fortwährend auf dem Maximum. Wir verwendeten jegliche uns zur Verfügung gestellten Erkennungsmittel wie Radar, Nachtsichtgeräte, Detektoren etc. Während der Nacht schalteten wir alle Lichter aus. Dank der Sonnenergie fuhren wir sehr leise und waren praktisch unhörbar und unsichtbar.

    Für unsere Navigation verwendeten wir nach wie vor die Parameter unseres Wetterdienstes. Im Unterschied zu früheren Navigationen achteten wir allerdings darauf, möglichst weit entfernt von der Küste zu segeln. Da wir Waffen an Bord hatten, konnten wir nicht in die Gewässer von Oman und Yemen einfahren. Wir wären ansonsten sofort angehalten und festgenommen worden. An Bord exerzierten wir immer wieder das Überfallprozedere: Wir mussten so schnell wie möglich die Sicherheitswesten und Helme anziehen. Die Sicherheitsmänner schossen während diesen Übungen mit scharfer Munition. Es war beeindruckend zu sehen, welche Wasserfontänen entstanden, wie die Hülsen der Geschosse auf die Solarkollektoren fielen und welchen Lärm diese Schüsse verursachten… Damit sind wir bei einer neuen traurigen Premiere angelangt: den ersten Schüssen in der Geschichte der Menschheit von einem Solarschiff… Hoffen wir, dass es bei Übungen bleibt.

    Es ist Donnerstag, 16. Februar um 8.45 Uhr. Ein verdächtiges Schiff nähert sich uns. Ich bin auf Wache. Wir verfolgen das Boot auf dem Radar und über die Sichtgeräte. Ich informiere sofort Patrick, unseren Kapitän. Wir verändern unsere Route und wollen schauen, wie das Schiff reagiert. Es trennen uns noch zirka eine Meile. Ich kann mit einem leistungsfähigen Teleobjektiv ein gutes Foto schiessen. Es scheint, als handle es sich um ein Mutterschiff mit Piraten an Bord. So nahe an derartigen Individuen zu sein ist ein komisches Gefühl und nicht sehr beruhigend. Wir zeigen ihnen, dass wir gesichert und ausgerüstet sind. Sie scheinen uns ganz genau zu beobachten, was wir tun und wie wir gesichert sind. Nach einer Weile entfernen sie sich wieder. Wir werden sie nicht wiedersehen, und das ist gut so.

    Mit Ausnahme dieser delikaten Situation gestaltet sich unsere Reise ziemlich gut. Die Wetterverhältnisse sind angenehm, auch wenn wir eine stärke Strömung zu durchqueren haben und der Wind uns weniger stark hilft, als erhofft.

    Mit 20 Tagen auf See zwischen Abu Dhabi und Djibouti wird diese Navigation als eine unserer längsten in die Geschichte eingehen. In Djibouti angekommen, trafen wir wieder Erwann und Gérard d’Aboville, mit denen wir gemeinsam PlanetSolar für die nächste Navigation durch das Rote Meer vorbereiteten. Wir kümmerten uns um die Postkarten-Aktion und machten unsere Wäsche. In Djibouti verliess uns von neuem Patrick Marchesseau, der uns sicher durch das Piratengebiet manövrierte. Wir werden ihn in einigen Wochen wieder im Mittelmeer antreffen, damit wir alle gemeinsam die Ziellinie der ersten Weltumrundung mit Solarenergie durchqueren können.

    Nach einem sehr kurzen Zwischenhalt in Djibouti nahmen wir wiederum Kurs auf Richtung Norden, um die gefährliche Strasse von Bab-el-Mandeb zu passieren. Wir sind das erste Solarschiff, das in diesen Gewässern unterwegs ist. Nach der letzten gefährlichen Passage konnten wir unser Sicherheitsteam 600 Kilometer nördlich von Djibouti auf offener See und nach einem Monat wieder verabschieden. Diese Männer waren unsere Schutzengel für diese gefährliche Überfahrt. Vielen Dank Jordi, Mike, Frank, Jeff, Yves und Marc!

    Wir sind aktuell dabei, das Rote Meer in Richtung Suez-Kanal zu durchqueren. Die Wetterbedingungen sind delikat. Es ist zur Zeit zu gefährlich, uns dem Küstengebiet von Äthiopien zu nähern.

    Raphaël und PlanetSolar Crew




    http://www.planetsolar.org/de/
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