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Spekulation mit Nahrung gehört verboten

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    Knapp einer Milliarde Menschen fehlt das tägliche Brot. Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler fürchtet, dass es noch mehr werden, wenn die Preise weiter steigen.

    DW-WORLD.DE: Herr Ziegler, das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht, aber Nahrung ist auch zum Spekulationsobjekt an den Börsenplätzen dieser Welt geworden. Wo sehen Sie die Ursachen, und was hat das für Auswirkungen?

    Jean Ziegler: Ganz katastrophal ist die Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel. Die großen Hedgefonds, die Großbanken, die Großspekulanten, sind nach dem Finanzcrash auf die Rohstoffbörsen, insbesondere die Nahrungsmittelbörsen, umgestiegen und machen ganz legal mit Termingeschäften astronomische Profite. Die Folge davon ist, dass der Mais-Preis in den letzten 18 Monaten um 93 Prozent gestiegen ist, der von Reis um 110 Prozent. Und das dritte Grundnahrungsmittel ist Weizen. Die Tonne Weizen kostet heute 271 Euro, genau das Doppelte vom vergangenen Jahr. Das ist katastrophal, weil die meisten Entwicklungsländer - allein in Afrika sind es 37 - schon in normalen Zeiten, nicht nur wenn Hungersnöte sind, Nahrungsmittel importieren müssen. Und das können sie nicht, wenn die Preise explodieren. Deshalb gehört die Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel verboten.

    Zu den großen Hindernissen im Kampf gegen den Hunger gehört, dass vor allem die armen Länder von Nahrungsmittelimporten abhängig geworden sind. Wie könnte diese Entwicklung wieder rückgängig gemacht werden? Also, wie könnten diese Länder zumindest ein Stück weit wieder Nahrungsmittelsicherheit oder Souveränität gewinnen, die sie ja mal hatten?

    Durch die Streichung der Auslandsschuld. Alles, was die Entwicklungsländer an Devisen verdienen, geht in die Schuldzinsknechtschaft oder in die Amortisation an die Gläubigerbanken in Frankfurt, London, Paris oder New York - die haben kein Geld. Beispiel Äthiopien: Das Riesenland - eine Million Quadratkilometer, 70 Millionen Einwohner - hat nur 3,8 Prozent bebaubaren Boden. Weil es keine Investitionen gibt, keinen Dünger, keine ausgewählten Samen...
    Der chronische Hunger ist vor allem eine Folge davon, dass Täter straflos bleiben. Das behauptet die Menschenrechtsorganisation FIAN. Sehen Sie das auch so, und wer könnte sie anklagen?

    Letztes Jahr haben die Amerikaner 138 Millionen Tonnen Mais und Hunderte von Millionen Tonnen Weizen verbrannt, um Bioethanol und Biodiesel herzustellen. Solche Importherstellungen und der Import von Bioethanol und Biodiesel muss verboten werden. Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel muss und kann verboten werden. Agrardumping kann und muss gestoppt werden: Die 27 Staaten der EU zahlen Milliarden für Produktions- und Exportsubventionen und überschwemmen mit Billigprodukten die afrikanischen Märkte, was dort die einheimische Landwirtschaft komplett ruiniert. Die Auslandsschuld der ärmsten Länder muss gestrichen werden, damit dort Investitionen in Subsistenz-Landwirtschaft möglich werden. Und der Landraub muss verboten werden...
    http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6638004,00.html
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